Schlaraffenburger Streuobst-Gerätepool
Die Schlaraffenburger gGmbH bündelt über 150 Streuobstbewirtschafter am Bayerischen Untermain. Der Arbeitsaufwand für den Schnitt der Obstbäume, die Unterwuchspflege und die Ernte ist hoch. Unterstützende Maschinen sind teuer und lohnen sich für den Einzelnen Streuobstbewirtschafter oft nicht. Es sollen Maschinen und Geräte für die Streuobstpflege angeschafft werden, um sie gemeinsam zu nutzen. Die Einrichtung mobiler Annahmestellen soll die Anfahrtswege für die Bewirtschafter kurz halten.
Antragsteller: Schlaraffenburger gGmbH
Kurze Vorhabensbeschreibung
Die Schlaraffenburger gGmbH bündelt über 150 Streuobstbewirtschafter am Bayerischen Untermain. Der Arbeitsaufwand für den Schnitt der Obstbäume, die Unterwuchspflege und die Ernte ist hoch. Unterstützende Maschinen sind teuer und lohnen sich für den Einzelnen Streuobstbewirtschafter oft nicht. Es sollen Maschinen und Geräte für die Streuobstpflege angeschafft werden, um sie gemeinsam zu nutzen. Die Einrichtung mobiler Annahmestellen soll die Anfahrtswege für die Bewirtschafter kurz halten.
Kurze Beschreibung der Ausgangslage
Der Bayerische Untermain ist die streuobstreichste Region Bayerns. Seit Jahren gehen die Bestände durch mangelnde Nutzung zurück. 2002 wurde vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz e.V. das Schlaraffenburger Streuobstprojekt ins Leben gerufen, um diesem Trend entgegen zu wirken. An dem Streuobstprojekt sind die Stadt und der Landkreis Aschaffenburg, die Stadt Alzenau und vier regionalen Keltereien als Kooperationspartner beteiligt. Der wirtschaftliche Geschäftsbetrieb wird seit dem 1.5.23 von der gemeinnützigen Schlaraffenburger gGmbH abgewickelt. Langfristiges Ziel des Projektes ist es, den Streuobstbau in der Region wieder wirtschaftlich rentabel zu machen und als dauerhaft umweltgerechte Bewirtschaftungsform zu etablieren und so die heimische Kulturlandschaft zu erhalten. Nach dem Motto „aus der Region für die Region“ sollen regionale Wertschöpfungsketten gestärkt werden. Mittlerweile sind im Schlaraffenburger Streuobstprojekt über 150 Teilnehmer mit 13.000 Obstbäumen organisiert. Daneben werden 41ha gepachtete Obstwiesen von der gGmbH gepflegt. Schlaraffenburger führt regelmäßige Praxistage u. Baumwartausbildungen durch, bei denen Streuobstbewirtschafter in der fachgerechten Obstbaumpflege geschult werden. Für die Weiterentwicklung des Schlaraffenburger Projektes wurde der Leader Antrag "Schlaraffenburger 2030" gestellt. Der Einsatz von Maschinen kann den Arbeitsaufwand für die Pflege von Streuobstwiesen deutlich verringern. Im Rahmen des Streuobst-Projektes werden bereits Lesemaschinen und Seilschüttler eingesetzt und kostengünstig an Streuobstakteure verliehen. Die Anschaffung solcher Maschinen ist teuer und lohnt sich oft nicht für den einzelnen Streuobstbesitzer. Daher soll die Ausstattung mit der Anschaffung verschiedener Mähgeräte und Werkzeuge ergänzt werden. Die ortsnahe Erfassung des Streuobstes ist für die Teilnehmer von hoher Bedeutung. Die Infrastruktur für eine Annahmestelle für Streuobst ist aufwendig (geeichte Waage, Förderband usw.). Bestehende Annahmestellen sollen erhalten und neue mobile Annahmestellen installiert werden.
Kurze Beschreibung, was unmittelbar mit dem Projekt erreicht werden soll
Das übergeordnete Pojektziel ist es, Streuobstbestände am Bayerischen Untermain durch eine wirtschaftliche Nutzung in eine dauerhafte Pflege zu bringen und naturschutzgerecht zu bewirtschaften. Die beantragten Maßnahmen sind integriert in das bestehende Schlaraffenburger Streuobstprojekt und stehen in Verbindung mit dem Leaderprojekt "Schlaraffenburger 2030". Die Schlaraffenburger gGmbH, die Schlaraffenburger Projektteilnehmer und sonstigen Streuobstakteure in der Region sollen bei Ihrer aufwendigen Arbeit unterstützt werden und die Bewirtschaftung der Streuobstwiesen soll wirtschaftlicher werden. Dazu soll ein Pool aus Ernte- und Bewirtschaftungsmaschinen sowie Werkzeug dienen, die gemeinsam genutzt werden sollen. Die Ausleihe der Maschinen wird über die Schlaraffenburger gGmbH organisiert. Der Einsatz dieser Geräte erleichtert die Arbeit in der Streuobstwiese erheblich. Allerdings sind die Investitionen so hoch, dass sie mit den Erlösen aus der Streuobstbewirtschaftung durch die einzelnen Akteure nicht finanziert werden können. Eine Anschaffung mit Fördermittel und eine gemeinsame Nutzung senkt die Kosten erheblich und trägt dazu bei, den Streuobstbau wirtschaftlicher und weniger arbeitsintensiv zu machen. Die Mahd mit handgeführtem Balkenmäher ist neben der Beweidung mit Abstand die naturverträglichste Art der Grünlandnutzung. Dies wird auch durch die Förderungen im VNP honoriert. Ohne entsprechendes Gerät ist den Projektteilnehmern eine Beantragung von VNP aber nicht möglich. Die Mahd mit Balkemäher soll deswegen auf den Schlaraffenburger Flächen (gGmbH u. Teilnehmer) verstärkt erfolgen. Dafür soll ein leistungsfähiges Gerät mit verschiedenen Anbaugeräten zur Verfügung stehen. Neben der Ausleihe besteht auch die Möglichkeit die Schlaraffenburger gGmbH als Dienstleister z.B. für Balkenmähermahd zu beauftragen. Für das Ausmähen der Bäume bzw. Mulchmahd von Flächen soll ein leistungsfähiger AS Mäher angeschafft werden. Ein zusätzlicher Seilschüttler soll die ermüdende Schüttelarbeit, eine "Obstraupe" die Lesearbeit erleichtern. Für die sichere Baumpflege sollen Klettergurte mit Kurzsicherungen, Obstbaumleitern und Teleskopsägen für zum Ausleihen und für Schulungen zur Verfügung stehen. Die fachgerechte Verwendung wird in Baumpflegeschulungen (Praxistagen) und Baumwartausbildungen erklärt.
Die Erreichbarkeit der Annahmestellen ist ein wichtiges Kriterium für die Streuobstbewirtschafter. Deshalb soll mit mobilen Annahmestellen im Landkreis Aschaffenburg und im südlichen Landkreis Miltenberg sichergestellt werden, dass eine ortsnahe Abgabemöglichkeit für Bio-Streuobst besteht. Gleichzeitig soll die Apfelannahme nach der anstrengenden Erntearbeit möglichst einfach erfolgen und nicht noch zusätzliche Arbeit machen. Hierzu dient ein spezieller Aufnahmetrichter, der auf einer vorhandenen Plattformwaage positioniert wird. In Verbindung mit einem Frontlader oder Stapler vor Ort ermöglicht es dieser, mit der Annahmestelle mobil zu sein und erlaubt das Abkippen und Verladen aus landwirtschaftlichen Anhängern oder PKW-Anhängern. Ein zusätzliches Förderband soll an kleineren Annahmestellen die Verladung von Sackware ermöglichen. Die zusätzliche Ausstattung erlaubt eine einfachere Erfassung des Obstes und ermöglicht es, dort das Obst anzunehmen wo es geerntet wird und so im wahrsten Sinne des Wortes den Streuobstbewirtschaftern entgegen zu kommen.
Bestandteile des Projekts
Anschaffungen
Erfassung:
- 1 Sonderanfertigung Apfel-Aufnahmetrichter aus Edelstahl
- 1 Förderband 10m, gebraucht
Diese Geräte werden ausschließlich von der Schlaraffenburger gGmbH zur mobilen Erfassung der Erntemengen der Projektteilnehmer genutzt. Die Refinanzierung erfolgt über die Vermarktung der Erntemengen.
Wiesenpflege:
- 1 Balkenmäher mit 1,60 Arbeitsbreite, Stachelwalzenräder
- 1 Anbaugerät Heuschwader
- 1 Anbaugerät Heuschieber 200 cm
- 1 AS Mäher AS 73 4T B&S
- 1 Wiesenschleppe (gebraucht)
Diese Geräte werden voraussichtlich zu je einem Drittel genutzt von:
1. den Schlaraffenburger Projektteilnehmern und externen Streuobstbewirtschaftern
2. der Schlaraffenburger gGmbH für die Pflege angepachteter Flächen
3. der Schlaraffenburger gGmbH für Dienstleistungen (LPV; Kommunen, Projektteilnehmer,...)
Erntearbeit:
- 1 Seilschüttler Feucht inkl. Seil
- 2 Ersatzseile Seilschüttler Feucht
- 1 Obstraupe
Diese Geräte werden voraussichtlich überwiegend von Projektteilnehmern und externen Streuobstbewirtschaftern ausgeliehen.
Baumpflege:
- 2 Iller Obstbaumleiter 2x14
- 2 ARS Stangensägen
- 10 Baumklettersets
Diese Geräte werdenfür die Praxisschulungen von Schlaraffenburger genutzt und können nach Einweisung an die Projektteilnehmer ausgeliehen werden.
Umsetzungsort
Das Projektgebiet ist der Bayerische Untermain mit den Landkreisen Aschaffenburg und Miltenberg sowie der Stadt Aschaffenburg. Im Rahmen der Vernetzung mit der Main-Streuobst Bienen eG ist auch der Landkreis Main-Spessart eingebunden. Das Projekt soll als Kooperationsprojekt mit der LAG Main4eck umgesetzt werden. Für die effektive und ökonomische Bio-Streuobsterfassung braucht es überregionale Strukturen. Durch den Zuschnitt auf den Bayerischen Untermain können z.B. Ernteausfälle besser ausgeglichen werden und es sind mehr regionale Verarbeiter und Akteure vorhanden. Im Sinne einer nachhaltigen Stadt-Land-Beziehung fungiert die ländliche Region der beiden LAGs als Erzeugerraum und die Stadt Aschaffenburg mit dem angrenzenden Rhein-Main gebiet als Absatzmarkt. Stadt Aschaffenburg und Landkreis Aschaffenburg haben das Schlaraffenburger Projekt von Anfang an als Kooperationspartner unterstützt.
Übereinstimmung mit den Zielen der LES
Entwicklungsziel 3 „Naturregion Spessart“
- Handlungziel 3.1: Sicherung und Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft, natürlicher Ressourcen und Förderung der Biodiversität
- Handlungsziel 3.2: Stärkung und Erhalt der regionalen Wertschöpfungsketten
- Handlungsziel 3.3: Vernetzung regionaler Produkte und regionaler Erzeugerinitiativen
Entwicklungsziel 1 "Gemeinschaftsregion Spessart"
- Handlungsziel 1.4: Vernetzung und Unterstützung von kulturellen Einrichtungen, Angeboten und Initiativen
Entwicklungsziel 4 "Zukunftsregion Spessart"
- Handlungsziel 4.3: Entwicklung zukunftsfester Infrastrukturen im ländlichen Raum
Beschreibung der Bürger- und/oder Akteursbeteiligung
Durch die Einbindung in das Streuobstprojekt werden über 150 Bürger bei der Pflege ihrer Streuobstflächen und bei der Vermarktung ihrer Ernte unterstützt. Darüber hinaus können alle Bürger die Angebote zum Ausleihen und zur Weiterbildung nutzen.Streuobstwiesenbesitzer verpachten ihre Flächen an die Schlaraffenburger gGmbH zur weiteren Pflege.
4 lokale Keltereien sind in das Projekt eingebunden und tragen zur regionalen Wertschöpfung bei.
Beschreibung des Nutzens für das LAG-Gebiet
- Streuobst wird als Kulturgut, als prägendes Landschaftselement und Schwerpunkt für Biodiversität im LAG-Gebiet erhalten.
- Die regionale Wertschöpfung wird durch die Verwertung und Verarbeitung des Streuobstes gesteigert.
- Es entstehen hochwertige gesunde und regionale Lebensmittel mit kurzen Transportwegen
Beschreibung des Innovationsgehalt
Das Schlaraffenburger Projekt bündelt Streuobsterzeuger, Keltereien und Kommunen am Bayerischen Untermain und nutzt die Synergien aus der Kooperation aller Beteiligten für die Region.
Schlaraffenburger hat das Ziel die Streuobstwiesen durch eine wirtschaftliche Nutzung und nicht (nur) durch geförderte Pflegemassnahmen zu erhalten. Die gemeinsame Nutzung teurer Maschinen bringt allen Beteiligten Vorteile.
Darstellung der Vernetzung zwischen Partnern und/oder Sektoren und/oder Projekten
Partner:
Landesbund für Vogel- und Naturschutz, Landschaftspflegeverband Aschaffenburg e.V, Landschaftspflege- verband Miltenberg e.V., Landkreis Aschaffenburg, Stadt Aschaffenburg, Kelterei Rothen bücher, Schöllkrippen, Kelterei Kuhn, Rück-Schippach, Erdbeerranch Höfler, Alz., Main-Streuobst-Bienen eG, Äppelwoistammtisch
Sektoren:
primärer Sektor: Urproduktion Streuobst
sekundärer Sektor: Verarbeitung in regionalen Keltereien
tertiärer Sektor: Handel mit regionalen Produkten
Projekte:
Streuobstaktionspläne des LPV Aschaffenburg (z.B. Schöllkrippen, Geiselbach), Mistelprojekt des LPV Aschaffenburg, Streuobst-Internetplattform des LPV Aschaffenburg, Runder Tisch Streuobst LK MIL
Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels bzw. zur Anpassung an seine Auswirkungen
Förderung regionaler Produkte mit kurzen Transportwegen
Förderung einer extensiven Erzeugung nach Bioland-Kriterien
Pflanzung von Obstbäumen
Erhalt einer hohen Biodiversität und damit einer hohen Resilienz gegenüber Klimaveränderungen
Beitrag zur Selbstversorgung der Bevölkerung
Beitrag zu Umwelt-, Ressourcen- und/oder Naturschutz
Förderung regionaler Produkte mit kurzen Transportwegen
Förderung einer extensiven Erzeugung mit vertraglich fixierten Naturschutz- und Bioland-Kriterien (Erhalt von Totholz, Pflanzen von Bäumen, Verzicht auf synthetische Spritz- und Düngemittel)
Die Vertragsflächen sind wichtige Bausteine in einem Biotopverbundsystem in der Region.
Die Streuobstflächen verfügen über eine hohe Biodiversität, die weiter verbessert werden soll.
Beitrag zur Sicherung der Daseinsvorsorge bzw. zur Steigerung der Lebensqualität
Streuobstwiesen verbessern das Kleinklima
Streuobstwiesen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Landschaft und damit für die Naherholung wichtig
In Streuobstweisen wird mit den zahllosen Regionalsorten eine hohe Genvielfalt erhalten.
Streuobstwiesen tragen zu einer nachhaltigen Ernährung mit regional erzeugten Produkten bei.
Beitrag Förderung der regionalen Wertschöpfung
Die Projektteilnehmer erhalten höhere Preise für ihr Streuobst
Das Streuobst wird in regionalen Keltereien verarbeitet (ca. 500-1.000 Tonnen /Jahr)
Die regionalen Produkte werden in der Region im Handel vermarktet
Mit der Pflege von Streuobstbeständen werden regionale Baumpfleger beauftragt.
Beitrag zum sozialen Zusammenhalt
Das gemeinsame Arbeiten am Thema Streuobst von verschiedenen Projektpartnern fördert den Zusammenhalt und die Identifikation mit der Region. Die Projektteilnehmer unterstützen sich gegenseitig und werden miteinander vernetzt. Das Bewusstsein gemeinsam in der Region etwas Großes zu bewirken fördert den sozialen Zusammenhalt.
Ggf. Beitrag zu weiteren LAG-spezifischen Kriterien aus der Checkliste Projektauswahlkriterien
Das Projekt hat Modellcharakter und ist regional übertragbar (z.B. Main Streuobst Bienen eG)
Das Projekt leistet relevanten Beitrag zur Identitätsstiftung
Das Projekt wird über Veranstaltungen und Homepage öffentlichkeitswirksam präsentiert.
Erwartete nachhaltige Wirkung
Das Projekt soll weiterhin einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Streuobstwiesen in der Region leisten. Die Streuobstflächen der Teilnehmer und der gGmbH bilden aufgrund der nachhaltigen Pflege den Kern eines Biotopverbundsystemes Streuobst in der Region. Die aufzubauende Verleihstruktur soll langfristig etabliert werden.
Sicherung von Betrieb und Nutzung des Projekts
Das Projekt besteht seit über 20 Jahren als Kooperationsprojekt von Landesbund für Vogelschutz, Stadt und Landkreis Aschaffenburg. Gemeinsam mit der gemeinnützigen Schlaraffenburger gGmbH soll das Projekt auch in Zukunft seinen Beitrag zum Streuobstwiesenschutz leisten. Alle Partner bekräftigen ihr Interesse an der Fortsetzung des Projektes.